Ich bin nicht froh, 24. Februar, 2010
Posted by Rika in Allgemein.Tags: christentum, gesellschaft
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dass ich mit meiner Vermutung und Einschätzung Recht hatte, Frau Käßmann werde wegen der Ereignisse am späten Samstagabend von ihrem Amt zurücktreten.
Ich habe nie ein Hehl daraus gemacht, dass ich die Bischöfin der Hannoverschen Landeskirche sehr schätze – auch wenn ich oder gerade weil ich kein Mitglied der evangelischen Kirche, sondern geistlich und „ideologisch“ in einer Freikirche beheimatet bin. „Geistlich“ – durch den und in dem Glauben an Jesus Christus, wie ER uns in den Evangelien und den Zeugnissen der Apostel durch ihre „Briefe“ bezeugt wird und uns begegnet. „Ideologisch“ – der festen Überzeugung wegen, dass es keiner Bischöfe und kirchlicher Hierarchien bedarf, um „Kirche“, Gemeinde Jesu zu sein.
Frau Käßmann hat mich mit ihrer klaren Botschaft von Jesus Christus und der Liebe Gottes überzeugt, sie hat mich beeindruckt durch ihr kraftvolles Eintreten für die Schwachen der Gesellschaft, durch ihr Aufgreifen schwieriger und oftmals kontrovers diskutierter Themen, durch ihre Eindeutigkeit, mit der sie Stellung nimmt und durch ihre Bodenhaftung und ihre Menschlichkeit.
Niemand, der alle seine Sinne beisammen hat, wird in Frau Käßmann eine unfehlbare Heilige gesehen haben, erst recht nicht nach ihrer Scheidung, die ihr nicht gerade nur Mitgefühl und Sympathien eingetragen hat, sondern vielen Kritikern ein Anlass war, schon damals ihren Rücktritt vom Bischofsamt zu fordern. Menschen können scheitern und tun es auch – immer wieder. Das macht ihr Menschsein aus, Fehler und Scheitern machen gerade auch Personen, die ständig im Licht der Öffentlichkeit stehen, menschlich.
Dass ausgerechnet ein – menschlich nachvollziehbarer – schwerer Fehler dieses „normale Menschsein“ der Bischöfin so krass und heftig sichtbar macht, ist tragisch.
Fehler dieser Art können wir alle machen, aber ein Amt, das wie kein anderes an dem gemessen wird, was Kraft dieses Amtes gepredigt und geschrieben wird, verträgt es wohl nicht, dass der Amtsinhaber über eine – auch strafrechtlich schwere – Verfehlung strauchelt, daran mag auch die fundamentale christliche Botschaft von der „Vergebung der Sünden“ (durch Gott) und das (in diesem Fall auch mögliche) Vorbild praktizierter Vergebung durch die Brüder und Schwestern untereinander wenig ändern. Der Druck von außen auf die Vorbildfunktion und Glaubwürdigkeit des Amtsinhabers ist einfach zu groß.
Es ist Margot Käßmann hoch anzurechnen, dass sie nichts beschönigt oder herunterzuspielen sucht und für ihren Fehler einsteht und die Konsequenzen daraus zieht und von beiden Ämtern zurücktritt, dem Amt der Landesbischöfin und dem der Ratsvorsitzenden der EKD.
Sie erweist damit auch denen einen letzten Dienst, die die Steine schon aufgehoben hatten…
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Daraus zitiert:
„Am vergangenen Samstagabend habe ich einen schweren Fehler gemacht, den ich zutiefst bereue. Aber auch wenn ich ihn bereue, und mir alle Vorwürfe, die in dieser Situation berechtigterweise zu machen sind, immer wieder selbst gemacht habe, kann und will ich nicht darüber hinweg sehen, dass das Amt und meine Autorität als Landesbischöfin sowie als Ratsvorsitzende beschädigt sind. Die Freiheit, ethische und politische Herausforderungen zu benennen und zu beurteilen, hätte ich in Zukunft nicht mehr so wie ich sie hatte. Die harsche Kritik etwa an einem Predigtzitat wie „Nichts ist gut in Afghanistan“ ist nur durchzuhalten, wenn persönliche Überzeugungskraft uneingeschränkt anerkannt wird.
…
Zuletzt: Ich weiß aus vorangegangenen Krisen: Du kannst nie tiefer fallen als in Gottes Hand. Für diese Glaubensüberzeugung bin ich auch heute dankbar.“
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Statement des stellvertretenden Ratsvorsitzenden …
…
Sehr lesenswert auch dieser Kommentar:
“ … Drum, noch mal zum Mitschreiben: sie hat einen Fehler gemacht. Das ändert aber nichts daran, dass sie bis zu jener Samstag nacht eine hervorragende Bischöfin war. Eine Hoffnungsträgerin für die evangelische Kirche in diesem Land. Sie wird fehlen. Sehr. „
War’s das? 23. Februar, 2010
Posted by Rika in Allgemein.Tags: christentum, gesellschaft
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Nein, ich will nicht einstimmen in den Chor derjenigen, die kübelweise Spott und Häme über die Bischöfin ausschütten und alle Register ziehen von frauenfeindlich über kirchenkritisch bis links-atheistisch. Ich will auch nicht von Wasser-Wein-Predigten schwafeln, nicht von Vorbildfunktion und nicht von „das kann doch jedem mal passieren“, nicht einmal von gut christlicher Vergebung.
Ich bin einfach nur ratlos, vermute aber, dass Frau Käßmann ihr Amt niederlegen wird. Nicht weil sie einen Fehltritt begangen hat, der jedem mal passieren kann, sondern weil sie als höchste Repräsentantin der evangelischen Christen und Kirche in Deutschland eben nicht „jede“ ist und damit mehr als jede andere Person des öffentlichen Lebens sich an den moralischen und ethischen Prinzipien nicht nur der Gesellschaft, sondern auch der christlichen Lehre und damit auch an dem messen lassen muss, was sie in Wort und Schrift verkündet. Sie wird wahrscheinlich ihr Amt niederlegen, weil sie einstehen wird und muss, für das was sie sagt und tut, nicht als Privatperson Margot Käßmann, sondern als Inhaberin eines Amtes, das eben mehr ist als das des Präsidenten von Bayern München oder Schalke 04.
Einstehen für das was ich sage und tue muss ich zwar auch, auch ich darf nicht bei Rot über die Ampel fahren und schon gar nicht in alkoholisiertem Zustand, aber wenn ich das mache, ist es wirklich nur meine ganz private Angelegenheit – selbst wenn ich dabei erwischt werde. Wen kümmert es – außer die Behörde, der ich Rechenschaft schuldig bin? Erst recht, wenn keiner durch meine Handlung in Mitleidenschaft gezogen oder gar geschädigt wurde.
Mir würde es sehr Leid tun, wenn die Folge ihrer unbesonnenen Alkoholfahrt tatsächlich der Rücktritt von ihren Ämtern wäre. Schade um sie als Person und schade um die Möglichkeiten, die durch sie in der Kirche und von der Kirche erwartet werden…
Futterneid… 22. Februar, 2010
Posted by Rika in neues vom gärtchen.2 comments
In diesem Jahr ist alles anders.
Seit Weihnachten liegt ununterbrochen Schnee,
aber die Vögel meiden die altbewährten Futterstellen, die wir ihnen wie in jedem Jahr im Gärtchen eingerichtet haben und verschmähen die üblichen Körner. Darum haben wir zusätzlich einen wetterfesten Tisch aus dem blaugelben Möbelhaus aufgestellt, darunter werden Sonnenblumenkerne ausgestreut und jeden Morgen legt der Liebste einen halbierter Apfel in den Schnee. Trotzdem kommen die Piepmätze in diesem Jahr nicht so zahlreich wie in früheren Jahren. Wir vermuten, dass die Nachbarn einfach schmackhaftere Körner im Angebot haben und Rotkehlchen, Meisen, Spatzen und Finken sich dort reichlich versorgen.
Aber vielleicht liegt es auch an einer dicken und kampflustigen Amsel, die besonders den Apfel als persönliches Eigentum betrachtet und ihn eifersüchtig bewacht.
Sie versteckt sich in der Tuja neben der Terrasse, um dann mit schnellem Flügelschlag und weit aufgesperrtem Schnabel jeden anderen Futter suchenden Vogel in die Flucht zu schlagen. Einzig ein paar Tauben trotzen dem Wüterich und ein unerschrockener Buchfink. Aber auch der wagt sich nicht ins Futterhäuschen, sondern sucht unverdrossen im Schnee nach Körnern, Nuss- und Sonnenblumenkernen…
(Das Bild ist etwas unscharf, weil ich durch das seit Wochen ungeputzte Fenster fotografiert habe, aber wer putzt bei diesem Wetter schon Fenster … und schon gar nicht eines, das man nur von außen und mit Hilfe einer kleinen Leiter bearbeiten kann!!!)
Und noch ein Bewohner des Gärtchens wagt sich an den Futterplatz unterm Tisch im Schnee: Eine kleine wunderhübsche Maus!
Doch seit sie von der frechen dicken Amsel heftig attackiert wurde, präsentiert sie sich nicht mehr so frank und frei, sondern legt sich gut geschützt und getarnt auf die Lauer:
Irgendwie habe ich es nicht geschafft, den Bildausschnitt zu vergrößern …. lediglich die Kringel konnte ich so fabrizieren, dass der unvoreingenommene Betrachter einen kleinen Hinweis auf das Mäuschen erhält.
Vielleicht mache ich in meinem noch neuen Ruhestand mal einen Volkshochschulkurs: „Digitale Fotobearbeitung für Senioren“! Den hat der liebste Gatte mit Erfolg absolviert, leider hat er aber nun so viel mit seinen eigenen Bilder zu tun, dass er für mein Mäuschen keine Zeit hat. Typisch Rentner!
…
Nachschlag:
Ich muss mich bei meinem Rentner entschuldigen. Er hat sich mit der Maus beschäftigt:
Ist sie nicht süß?
Vielleicht hat der Liebste ja auch noch Zeit für mein Mäusesuchbild…
Der Mossad schwächelt… 18. Februar, 2010
Posted by Rika in israel.Tags: israel
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Muss man doch so sehen – oder ? – wenn nur kurz nach dem Tod eines führenden Hamas-Terroristen in Dubai der Mossad verdächtigt wird, seine Finger im Spiel gehabt zu haben. Ich mein‘ ja nur, was ist das für ein Geheimdienst, dessen (geheime) Aktionen glasklar erkennbar sind, nix geheim – und überhaupt, wer macht denn sowas?
Denn glaubt man den diversen Mutmaßungen über den Tod des Herrn Mahbuh, der nämlich in Dubai einen Mordanschlag nicht überlebte, soll der Mossad hinter der Aktion stecken. Die israelischen Agenten gingen jedoch so ungeschickt bei dieser Unternehmung vor, dass man ihnen schnellstens auf die Schliche kam – jedenfalls wird das gemutmaßt. Mit den Pässen von Einwanderern aus Europa soll es ihnen gelungen sein, nach Dubai einzureisen. Die „Heimatländer“ der Passinhaber sind empört und verlangen Aufklärung, wobei es laut Herrn Leithäuser von faz.net für die Briten schon eine Tatsache und nicht mehr nur eine vage Annahme zu sein scheint, dass die Israelis die Mordbuben sind. Der Mossad schweigt und auch die israelische Regierung mag sich zu der Sache nicht äußern. So jedenfalls kann man es den Medien entnehmen, der Spiegel redet gar von einer „diplomatischen Krise“ , die dem Staat Israel drohe. Endlich, mag da manch ein „Freund“ Israels sagen, hat Israel wieder die „normale Presse“, Israel der Bösewicht in der Krise. Alles wie immer. Es war ja auch seit den Atomwaffenvorwürfen von neulich schon lange verdächtig still um Israel.
Frau Beer macht sich ihre ganz eigenen Gedanken zu den Mord-Vorwürfen und verweist auf Ulrich Sahm und seine Argumente, warum der Mossad eigentlich nicht an der Aktion in dieser Weise beteiligt sein kann …. es sei denn, er schwächelte!
Möglich ist aber auch, dass selbst der Mossad zu den immer beliebter werdenden Methoden des „outsourcing“ greift. Diese Überlegung liest man heute bei Israelnetz. Dazu fällt mir ein, wie es den Bewohnern eines hannöverschen Pflegeheims erging nachdem die Küche ausgesourcst worden war: Das Essen kam von einer Großküche – einem Caterer, wie es Neumoderndeutsch heißt – und war miserabel!
Wie dem auch sei, der Mossad schwächelt, mutmaße ich fachlich völlig unbeleckt und auch sonst ganz unvoreingenommen oder andere kochen ihr Süppchen auf seine Kosten …
….
Nachschlag:
Die Dubai-Affäre, schreibt der Spiegel, belastet das deutsche Verhältnis zu Israel und Herr Westerwelle ist gar nicht gut zu sprechen auf die Israelis und verlangt schnelle Aufklärung!
„Die von Westerwelle diplomatisch verpackte Botschaft wurde Israel bereits direkt überbracht. Am Nachmittag bestellte das Auswärtige Amt den israelischen Gesandten ein. Im Namen der Bundesregierung verlangte der Nahost-Beauftragte Andreas Michaelis eine Prüfung, „ob der israelischen Seite Informationen über die Umstände des Todes“ des Hamas-Mannes vorliegen. Wenn dem so sei, wünsche sich die Regierung eine „Übermittlung dieser Informationen“.“
Schreibt der Spiegel. Herr Westerwelle als Kontrollorgan der israelischen Regierung wünscht eine Übermittlung! Und auch die Opposition drückt ihre tiefe Besorgnis aus:
„Selbst wenn die Bundesregierung den Fall aus Rücksicht auf das Verhältnis zu Israel vorsichtig behandeln will, könnte die Affäre die Koalition noch eine Weile beschäftigen. Denn die Opposition im Bundestag ist tief beunruhigt – und drängt auf zügige Aufklärung in den zuständigen Ausschüssen.“
Seltsamerweise hat es das deutsche Verhältnis zur PA (palästinensische Autonomiebehörde) noch niemals belastet, wenn ein israelischer Bürger erwiesenermaßen durch einen Hamas-Aktivisten getötet wurde …
Nun ja, die Hamas-Aktivisten benutzen auch keine deutschen oder anderen europäischen Pässe um von sich abzulenken, brauchten sie bislang ja auch nicht, jedenfalls nicht vor den erschwerten Einreisebedingungen durch die „Mauer“ … dafür erfahren die Palästinenser seit dem „Mauerbau“ reichlich Unterstützung von ihren deutschen Freunden im Kampf gegen die „Mauer“, die die Selbstmordbomber daran hindert, mal eben so „rüber zu machen“…
„Wiesu denn bluß?“ 13. Februar, 2010
Posted by Rika in islam.Tags: gesellschaft, islam
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… fragen die kleinen Rumpelwichte in dem zauberhaften Buch „Ronja Räubertochter“, wenn ihnen etwas unerklärlich erscheint – zum Entzücken meiner und sehr, sehr vieler anderer Kinder (und Erwachsenen!). „Was tut sie da?“ wispert das Rumpelwichtchen, und so gehören diese beiden Audrücke neben dem schon erwähnten „man frägt sich“ zum Repertoire der Familie wenn angesichts seltsamer Erscheinungen, Berichte oder Unverständigem pure Ratlosigkeit herrscht.
So ging es mir heute morgen beim Lesen der Zeitung.
Unter der Überschrift „Islamfeindschaft und Antisemitismus – vom Sinn sogenannter ‚Vergleiche‘ „ versucht Herr Baader Licht und Ordnung in unser durch allerlei Meldungen und Berichte getrübtes Weltbild zu bringen. Darf man oder doch besser nicht? Soll man nicht oder vielleicht doch, und könnte nicht … ? Nach dem Lesen seiner wenig erhellenden Ausführungen steht dann doch Rumpelwichtchens Frage: „Was tut er da, wiesu denn bluß?“
Nun mag ich nicht den ganzenArtikel Karl-Ludwig Baaders Absatz für Absatz hier kommentieren, aber an einem Gedankengang bin ich doch hängen geblieben:
„Die Gemeinsamkeiten betreffen Argumentationsfiguren und Agitationsformen – aber die zentrale ideologische Bedeutung, die der Antisemitismus für die europäische Entwicklung und gerade auch für die Bildung von Nationalstaaten hatte, kommt der Islamfeindschaft nicht zu. Zudem hat die Judenfeindschaft viel tiefere Wurzeln in der europäischen Kultur, schon seit der frühchristlichen Epoche. Ein markanter Unterschied: Der Antisemitismus ist ein antimodernes Phänomen. Die Juden wurden für alle Verwerfungen des sozialen und ökonomischen Modernisierungsprozesses verantwortlich gemacht: sei es für die wachsende Rolle des Geldes, die Auflösung ständischer Strukturen oder die Entwicklung der großstädtischen Zivilisation. Die Islamfeindschaft argumentiert dagegen vom Standpunkt der Moderne, gelegentlich aus säkularistischer Perspektive und verurteilt die islamische Religion als archaisch.“
Diese Sätze fordern meine Stellungnahme geradezu heraus!
Ich weiß ja nicht, welchem Jahrgang Herr Baader angehört, aber zu meiner Schulzeit wurden noch im Fach Geschichte die Ruhmestaten eines Karl Martell gelehrt, der bei Tours und Portiers das christliche Abendland vor den muslimischen (islamischen) Mauren rettete, auch die Schlacht auf dem Amselfeld ist mir als historisches Datum in Erinnerung und aus dem Musikunterricht das schöne Lied über Prinz Eugen, der dem Kaiser die Stadt Belgrad rettet. Nun gut, meine Schulzeit lag in den Jahren vor der 68-Periode. Die hatte sich ja unter anderem dem Anti-Imperialismus gewidmet und so wissen wir ja seit dieser Zeit auch, dass bei den Kreuzzügen* die Rollen fest verteilt waren: Die angreifenden Christen waren die Bösen, die verteidigenden Muselmanen die Guten. Ist klar! Spielt dabei auch keine Rolle, dass die bedeutendste Kirche Ostroms in Konstantinopel-Istanbul von den Muselmanen natürlich nur Kraft der Überzeugung ihrer Worte zu einer Moschee umgewidmet wurde, dass Jerusalem eben nicht der Entstehungsort des Islam sondern des Christentums war und Mohammed Dank seiner guten Kriegsführung die in seinem Geltungsbereich wohnenden Juden und Christen mit dem Schwert bekehrte oder umbrachte.
Alles Schnee von gestern.
Geschenkt! Hatte ja auch gar keine Bedeutung für die europäische Entwicklung und Identität. Wenngleich man doch davon ausgehen könnte, dass auch diese Ereignisse irgendwie ihre Spuren im kollektiven Gedächtnis der Deutschen hinterlassen haben. Und gibt der immer noch gängige Begriff „christliches Abendland“ nicht einen geradezu definitiv erhellenden Hinweis auf die „ideologische Bedeutung der Islamfeindschaft“ für die Identitätsbildung Europas in Abgrenzung zum Orient als „muslimischen Morgenland“??? Vielleicht hat Herr Baader aber nur nicht daran gedacht, weil es früher um Muselmanen oder Moslems ging und der „Islam“ erst in den letzten paar Jahren nach 68 als Begriff Einzug in die Debatte fand?
Vermutlich erinnert sich Herr Baader auch nicht mehr an die Zeiten der RAF, die in Ausbildungslagern der PLO im Libanon und dem Jemen das nötige militärische Rüstzeug für den bewaffneten Kampf erhielt und sich mit den antiimperialistischen Palästinensern solidarisierte und sich im Kampf gegen US-Imperialismus, BRD-Wohlstandsstaat und das zionistische Gebilde gegenseitig Hilfe und Ansporn war! Mogadischu lässt grüßen!!! Aber vermutlich wird Herr Baader meinen, die PLO habe nichts mit dem „Islam“ gemein und sei nur rein zufällig in der Mehrheit ihrer Mitglieder muslimisch… (Für tatsächliche und /oder vermeintliche Verbrechen, die von „christlichen“ Herrschern verübt wurden (oder werden), wird hingegen gern immer die gesamte Christenheit, das Christentum als solches verantwortlich gemacht!)
Die Anschläge im Namen des Islam, die es ja nicht erst seit dem 11. September gegeben hat, will ich als „Angst“Faktor gar nicht ins Feld führen.
Soviel zu dem Satz:
Die Islamfeindschaft argumentiert dagegen vom Standpunkt der Moderne, gelegentlich aus säkularistischer Perspektive und verurteilt die islamische Religion als archaisch.“
Damit macht es sich Herr Baader doch ein bisschen zu einfach.
Wiesu denn bluß?
Es ist keine Polemik, wenn ich hier daran erinnere, dass im Namen der (nach Herrn Baader wohl NICHT) archaischen Religion Frauen gesteinigt, Homosexuelle gehängt, Dieben die Hand abgehackt, Jeans-tragenden Frauen Peitschenhiebe verabreicht und Frauen im öffentlichen Raum unter die Ganzkörperverhüllung verbannt werden und in Staaten mit islamischer Gesetzgebung Kirchen verboten und das öffentliche Bekenntnis zum Christentum unter Strafe gestellt wird und bei Konversion die Todesstrafe verhängt und vollzogen wird. Zwangsverheiratung minderjähriger Mädchen mit alten Greisen, Vielweiberei, Genitalverstümmelungen und barbarische Ehrenmorde und die Vorstellung, dass Frauen weitgehend „Besitzt“ ihrer Väter und/oder Ehemänner und Brüder sind und deren Verantwortung vollkommen unterstehen, ihre Eigenständigkeit an der Wohnungstür endet und sie somit weitgehend den Männern der Familie und ihren Anordnungen hilflos ausgeliefert sind, gehören ohnehin zum koranisch abgesegneten Verhaltenskodex.
Doch es spielt für den globalisierten Menschen und Beobachter in der Wahrnehmung des „Islam“ gar keine Rolle, dass das, was Angst auslösend und bedrohlich erscheint und damit auch das „Feindbild Islam“ speist und begünstigt „noch“ nicht hier bei uns passiert (Ehrenmorde mal ausgenommen) sondern im fernen Iran, Sudan, Saudi-Arabien, Afghanistan und wo immer die Koran-Islam-konforme Scharia zur Anwendung kommt. Wobei doch viele Menschen in ihrer unmittelbaren Umgebung (Schule, Nachbarschaft) und in der Begegnung mit traditionell lebenden muslimischen Menschen die negativen Kehrseiten einer Ideologie zu sehen und manchmal auch zu spüren bekommen, die unter dem Deckmantel der Religion totalitäre Strukturen und Ausübung von Macht hervorbringt! ( Einschub: Der Hinweis muss an dieser Stelle erlaubt sein, dass sich das Judentum schon vor mehr als 1000 Jahren vom Ritual der Steinigung oder anderen „archaischen“ Formen der Bestrafung verabschiedet hat!) Es kann aber doch nicht sein, dass Judentum und Christenheit einfach den „Vorsprung“ von gut 600 Jahren abwarten sollte in der Hoffnung auf eine irgendwie geartete Form der „Aufklärung“ , bis auch der Islam seine „nicht-archaischen“ Traditionen, Sitten und Gebräuche überwunden hat, schließlich sind wir doch alle froh und dankbar, dass die Finsternis des Mittelalters mit Hexenhammer und grausamsten Folter- und Tötungsmethoden der Vergangenheit angehört! Wollen und können wir wirklich zusehen, dass viele dieser mittelalterlichen Gepflogenheiten unter dem Deckmantel von Scharia und Koran fortbestehen und sogar zunehmend Einfluss auch in Europa gewinnen? Wenn ein britischer Minister laut darüber nachdenkt, ob nicht die Scharia in das britische Rechtssystem zu integrieren sei, löst das in mir ein Gefühl von Unbehagen und Bedrohung aus – ganz im Sinn der archaisch anmutenden Form von Macht , Ohnmacht und Unterdrückung.
*Anmerkung zu Kreuzzüge: Es sind unbestritten fürchterliche Gräuel passiert, die ich weder rechtfertigen noch kleinreden will.
Nachgereicht noch dies: Zu behaupten, Islamfeindlichkeit – auch Islamophobie genannt – sei im Kern identisch mit Antisemitismus halte ich für eine besonders perfide Form des letzteren.
Passt doch – oder? 11. Februar, 2010
Posted by Rika in islam, israel.Tags: christentum, islam, israel
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Schon lange geht es mir im Kopf herum –
die Überlegung nämlich, wie viele der öffentlichen Vertreter des (offiziellen) Christentums selbiges langsam und stetig, aber mit wachsendem Erfolg zu Grabe tragen … ganz einfach indem sie öffentlich die Meinung vertreten, die Bibel sei als Märchenbuch eher geeignet, denn als Offenbarung Gottes, man müsse demzufolge auch nicht glauben oder soooo nicht glauben, wie und was dort geschrieben sei, alles sei doch eher metaphorisch zu betrachten oder der archaischen Kultur der alten Hebräer geschuldet, Jesus sei zwar ein leuchtendes Vorbild aber doch eben nur eine fiktive Person, die, falls sie denn doch mal existiert haben sollte, zwar vermutlich schon am Kreuz gestorben sei, aber eher doch wohl nur dem Geist nach, quasi als Idee auferstanden sei. Den Begriff der Sünde könne man modernen Menschen nicht mehr zumuten und der Hinweis auf die ewige Verdammnis sei als Drohung vor allem ein Herrschaftsinstrument des Mittelalters usw., usw., usw.
Heute las ich beim Schmökern in der Blogroll einen Artikel, der sich eines holländischen Geistlichen annimmt, der von der Kanzel herab verküdet, es gebe keinen Gott und demzufolge wäre auch der Glaube an Gott höchst überflüssig. Der Autor stellt die Frage „was müssen Geistliche glauben“ und schildert amüsant und nett zu lesen, dass es so etwas wie einen verbindlichen Glauben für Geistliche eigentlich nicht gibt und auch nicht geben muss.
Ich versuche mir vorzustellen, wie ein Mathematiker Mathematik betreibt ohne von der Grundannahme auszugehen, dass 2 + 2 = 4 ist. (Vielleicht gibt es das ja auch und ich als mathematisch unbegabte Normalbürgerin habe das nur nicht mitbekommen und in Wirklichkeit geht Mathe so, wie es sich schon Pippi Langstrumpf vorstellte…?)
Die Theologen werden vermutlich sagen, dass Glaube nur sehr bedingt etwas mit Theologie zu tun habe – oder müsste ich es eher umgekehrt sagen: Theologie hat nur wenig mit Glaube zu tun. Das könnte ich sogar noch irgendwie nachvollziehen, wenn man davon ausgeht, dass Theologie Wissenschaft ist und Glaube die persönliche Angelegenheit eines Menschen in Bezug auf eine „höhere Größe“, von der wir hier im christlichen / jüdischen Abendland gewohnt sind, sie als „Gott“ zu bezeichnen, Muslime benennen das „Allah“ und in anderen Religionen mögen wieder andere Namen üblich sein.
Dennoch bleibt natürlich die Frage, ob es Sinn macht, dass ein Pfarrer einer Kirche, der öffentlich erklärt, es gebe keinen Gott, nach wie vor als „Geistlicher“ „arbeiten“ soll. Steht doch der Ausdruck „Geistlicher“ in einem engen Zusammenhang mit der biblischen Aussage über den „Heiligen Geist“. Wes Geistes Kind ist ein Geistlicher, der nichts mehr mit dem Heiligen Geist zu tun haben will? Na gut, man könnte sagen, er predigt im „Geist der Aufklärung“. Und die hat uns ja allemal nur Gutes und Positives gebracht. Ihm, dem Geist der Aufklärung, verdanken wir auch die Gabe der Toleranz „dem Anderen“ gegenüber. Und so dürfte es auch den aufgeklärten Christen im Sinne von Toleranz und Meinungsvielfalt gar nicht schwer fallen, dem Geist – bzw. den Aussagen – des Korans entsprechend zu sagen, Jesus sei mitnichten Gottes Sohn, sondern „nur“ ein Prophet, ein großer Prophet immerhin, wen das trösten mag…
Und dann findet man sicher auch gar nichts dabei, wenn die Palästinenser Jesus zu einem Palästinenser umwidmen und Maria zur Palästinenserin, wie unlängst in palästinensischen Landen geschehen. Ein jüdischer Jesus und eine jüdische Maria würde ja bedeuten, dass man anerkennt, dass schon vor 2000 Jahren Juden in dem Landstrich wohnten, den doch seit jeher und immer schon – aber spätestens seit Arafat – Palästinenser besiedelten.
Damit würde man auch an eine deutsche Tradition anknüpfen, denn mit Juden wollten ja auch schon viele Deutsche im allgemeinen und die „Deutschen Christen“ im besonderen nichts zu tun haben und folgerichtig arbeiteten deutsch-christliche „Theologen“ darum an einer Bibel, in der weder Juden noch jüdische Namen, Begriffe und Ortsbezeichnungen vorkamen oder benannt wurden. Ein Wunder, dass sie Gott noch Gott nannten und nicht Wotan!
Am Ende werden „Christen“ in Deutschland ganz im Sinne von „wer Gott ist bestimme ich schon selbst – und im übrigen glauben wir doch alle an den selben Gott“ zu einem völlig beliebigen Gott oder Allah beten, (wenn sie überhaupt noch beten und nicht lieber gleich auf dieses fromme Ritual verzichten und sich stattdessen lieber mit Tarro, Horoskop, Ying-Yang, indianischen Weisheitsritualen und dem Gott gleichen Priester-König Dalai Lama beschäftigen), Jesus für einen guten Menschen halten, die Bibel für ein Buch für fromme Spinner und ansonsten im Licht und Geist der Aufklärung Grundgesetz konform und mit Begeisterung jedem das Recht auf Religionsausübung gewähren und deshalb lediglich nur die frommen Evangelikalen und christlichen Fundamentalisten vom Verfassungsschutz observieren und zur Not in Schutzhaft nehmen lassen, weil, die könnten gefährlich werden… wie ja heute schon mahnend und warnend von überzeugten Zeitgenossen zu hören ist.
Zum Nutzen und Frommen der Kinder? 11. Februar, 2010
Posted by Rika in Allgemein.Tags: gesellschaft, schule - kinder
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Wenn das Bundesverfassungsgericht sich dieser Tage mit der Frage beschäftigt hat, ob die Regelsätze des Hartz IV ausreichend sind, um die Teilhabe der Kinder am Schulleben sicher zu stellen, so ist das zweifellos eine lobenswerte Angelegenheit, offen bleibt aber nach wie vor die Frage, wie und auf welche Weise das Mehr an Zuwendung auch garantiert den Kindern zugute kommen wird. Dabei wäre die Sache doch so einfach:
Zu Beginn meiner Berufstätigkeit als Lehrerin in Hessen wurden den Schülern ausnahmslos alle Schulbücher gestellt. Als ich 2o Jahre später und nach einer langen Kinderpause wieder anfing als Fachlehrerin in der Schule zu arbeiten, war das auch in Niedersachsen der Fall. Darüberhinaus wurden auch alle Lernmaterialien – also Hefte, Bunt- und Bleistifte, Malkästen, Füllfederhalter, Knete und was sonst noch so an Gebrauchsmaterialien im Unterricht benötigt wurde, durch die Schule gestellt, wobei ich hinzufügen muss, dass ich an einer Schule in privater Trägerschaft arbeitete. So fiel es überhaupt nicht ins Gewicht, ob Eltern in der Lage waren, die Dinge selbst zu kaufen oder nicht, ich muss allerdings zudem hinzufügen, dass die meisten Eltern meiner Schüler zu denjenigen gehörten (und auch heute noch gehören), die ohne Zuwendungen des Staates nicht oder kaum „lebensfähig“ wären.
Wenige Jahre nach meinem Wiedereinstieg änderte die Region Hannover die Regelsätze und von einem Tag auf den anderen wurden die Schulmaterialien nicht mehr von der Schule gestellt und auch sorgsam verwaltet, sondern war die Beschaffung in die Verantwortung der Eltern gegeben, mit der Folge, dass Kinder wochenlang und trotz zahlreicher Ermahnungen OHNE die notwendigen Dinge in die Schule kamen, dass Kollegen viel Zeit darauf verwenden mussten, immer wieder Materialien und / oder Materialgeld (für den Werk-, Kunst- und Hauswirtschaftsunterricht) anzumahnen.
Wie oft wurden wir auf den nächsten Monat vertröstet, wenn wieder einmal kein Geld da war, doch auf die Frage: „Raucht deine Mutter?“ war in 9 von 10 Fällen die Antwort positiv: „JA!“ Hatte ich anfänglich noch oftmals aus Mitleid stillschweigend den Obolus der Kinder aus der eigenen Tasche gezahlt, so unterließ ich es später aus Frust über eben diese Erfahrung:
Geld für Zigaretten ist IMMER da, ebenso für Piercings, Tattoos, abenteuerlich gefärbte Haare und kunstvoll verlängerte Fingernägel (der Mütter), Mutter kocht das bekannte Nudelgericht aus der Packung, statt für die Hälfte des Preises selbst Nudeln mit Tomatensoße zuzubereiten, Tiefkühlpizza ersetzt das Mittagessen, dafür bekommen die Schüler kein Schulbrot mit in die Schule, Kartoffeln kennen die Kinder nur in Form von Chips – das aber in allen Variationen und nahezu im täglichen Verbrauch -, und selbst an nassen, trüben und kalten Wintertagen und bei deutlichen Minustemperaturen werden Kinder in Turnschuhen und dünnen Trainingsanzügen in die Schule geschickt, dafür aber mit einem teuren Handy ausgestattet. Spielkonsolen mit zahlreichen dazu gehörenden (teuren!!!) Spielen und MP3-Player gehören zur Grundausstattung selbst der bedürftigen Schüler, dafür fehlt der Füller oder eben wieder einmal das Geld für den Hauswirtschaftsunterricht oder das Materialgeld für Werken. Muss ich hier erwähnen, dass keines unserer vier Kinder je eine Spielkonsole hatte, dafür aber für einen geringen Jahresbeitrag im Fußball- oder Turnverein unseres Ortes aktiv war?
Ein großer Teil der Eltern, deren Kinder zu denen gehören, die nun besser ausgestattet werden sollen, sind einfach nicht in der Lage, sinnvoll, sparsam und planvoll zu wirtschaften. Das jedenfalls ist meine bittere Erkenntnis aus mehr als 16 jähriger Berufstätigkeit an einer Schule, deren Schüler zu den genannten Problemfällen gehören. Wie oft haben wir im Kollegium nicht ohne Sarkasmus gesagt, dass nicht die Kinder, sondern die Eltern unsere Schule besuchen müssten. An deren „Vermögen“ bzw. Unvermögen scheiden sich die Geister, wobei „Vermögen“ nur in dritter oder vierter Linie eine Frage des Geldes ist.
Ich bezweifle, dass eine bessere „Bezahlung“ auch nur das Geringste an den Zuständen ändern wird. Meiner Meinung nach kann es nur über Ganztagsbetreuung durch Schule, Hort oder entsprechende Einrichtungen gelingen, dass Kinder dem Kreislauf aus Bedürftigkeit und Versagen und Abhängigkeit von staatlicher Hilfe entkommen können und sie tatsächlich teilnehmen können an Bildung und Ausbildung, an Kultur und Sport, an einem lebensfrohen Alltagsleben.
Wenn wir so weiter machen wie bisher, tradieren wir das Elend in die nächste und übernächste Generation.
Denn auch das gehört zum reichen Erfahrungsschatz im Umgang und aus Gesprächen mit meinen Schülern:
Die meisten Eltern haben sich „in Hartz IV“ häuslich eingerichtet, nichts und niemand motiviert sie, aus eigenem Antrieb einer beruflichen Tätigkeit nachzugehen, schon gar nicht einer Arbeit, die kaum mehr oder gar weniger einbringt, als Hartz IV Monat für Monat sicher gewährleistet. Ich weiß natürlich, dass es Menschen gibt, die aus unterschiedlichen Gründen nicht arbeiten können, sei es, weil sie körperlich oder von ihrer intellektuellen Situation her dazu nicht in der Lage sind oder weil sie tatsächlich in einem strukturschwachen Gebiet wohnen, in dem Arbeitsplätze äußerst dünn gesät sind. Sicher muss es für diesen Personenkreis Hilfen geben. Aber genauso muss es erlaubt sein, nachzufragen, wie groß tatsächlich das Bemühen um eine Erwerbstätigkeit ist und es muss meiner Ansicht nach auch möglich sein, Menschen, die dauerhaft von Unterstützung leben, zu ehrenamtlichen Tätigkeiten, die dem Gemeinwohl zugute kommen, heran zu ziehen.
So, aus dieser Erfahrung heraus, schließe ich mich ausdrücklich dem bedenkenswerten Fazit an, das Jan Fleischhauer auf der Achse zieht:
„Zu den Fragen, die das Verfassungsgericht leider nicht beantwortet hat, gehört die, warum Hartz-IV-Familien offenbar nicht gelingt, was in Familien mit dem Einkommen einer Verkäuferin oder eines Möbelpackers selbstverständlich angenommen wird, nämlich den Nachwuchs mit den nötigen Schulmaterialien auszustatten. Es spricht in jedem Fall sehr viel mehr für die Annahme, dass eine Erhöhung der Regelsätze sofort der Haushaltskasse zufließen würde (vulgo Schnaps, McDonalds und Unterhaltungselektronik) als in Investitionen in eine erfolgreiche Schulkarriere. Das scheint übrigens auch den Richtern in Karlsruhe bewusst zu sein, deshalb haben sie in ihrem Urteil dem Gesetzgeber ausdrücklich den Weg eröffnet, den festgestellten Mehrbedarf statt durch Geld- auch durch Sach- oder Dienstleistungen zu sichern. Man kann sich jetzt schon auf den Aufschrei der Sozialstaatsfraktion vorbereiten, sollte sich die Bundesregierung diesen Hinweis zu Herzen nehmen – dem vielbeschworenen Kindeswohl wäre es zweifellos dienlich.“
Herr Sarrazin lässt grüßen … aber auch das darf man nur hinter gut geschlossenen Türen sagen!
NACHTRAG:
Passend dazu dieser Artikel
Von Veränderungen und Gottvertrauen… 10. Februar, 2010
Posted by Rika in familie.Tags: christsein - glauben, familie
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Im Hause Rika finden große Veränderungen statt.
Zum einen ist nun das eingetreten, was ich schon vor einiger Zeit in meinem „ani“ angekündigt habe: Meine Zeit der Berufstätigkeit ist zu Ende gegangen – dank Altersteilzeit schon vor Erreichen des eigentlichen Rentenalters. Über meine Empfindungen und Befindlichkeiten nun so plötzlich 😉 mit Fug und Recht zuhause bleiben zu können (in den letzten Wochen vor meiner Verabschiedung in den (Vor)Ruhestand musste ich schon aus gesundheitlichen Gründen passen – und das passte mir eigentlich ganz und gar nicht!!!), so ganz plötzlich ohne Schule, Schüler, Kollegen den Tagen neue Struktur und Inhalt zu geben, so ganz plötzlich mit meinem Liebsten viel mehr Zeit des Alltags miteinander zu verbringen, darüber werde ich noch berichten. Alle diese Gedanken und Gefühle mischen sich mit dankbarem Zurücksehen, mit Trauer, Erleichterung, Freude auf das Neue und müssen noch sortiert werden und langsam zu meiner neuen Wirklichkeit werden. Davon also später.
Zum anderen bricht auch für die Ex-Studententochter eine neue Zeit an.
Ende September hatte sie ihre Diplomarbeit abgeschlossen und kurz vor den Weihnachtsferien das Diplom ausgehändigt bekommen, das ihr den sehr guten Abschluss ihres Studiums bescheinigt. (Die Dozenten hatten sich reichlich viel Zeit zur Beurteilung gelassen, aber gut Ding will wohl Weile haben!)
Die Diplomarbeit zu schreiben war ein schwieriges Unterfangen, nicht weil Frau Studentin mit dem Thema Mühe gehabt hätte, nein, es waren die äußeren Umstände, die das Arbeiten am Thema so erschwerten. Der Beginn ihrer Arbeit fiel mit dem Sterbeprozeß meiner Mutter zusammen – und A. verbrachte viele Stunden am Bett ihrer sterbenden Großmutter, sang Lieder für sie, betete mit ihr, erzählte ihr von ihrem Studentenleben und war für sie da – und auch für mich. Dafür bin ich sehr dankbar. Bevor die Schlussphase der Arbeit begann, wurde immer deutlicher, dass mein Vater sterben würde und wieder verbrachte A. viel Zeit bei ihrem Großvater – eine segensreiche Zeit, die sie – und auch ich – nicht missen möchte, die aber das Arbeiten an der Diplomarbeit erst einmal verzögerte. Und nach dem Tod ihres Großvaters (Ende August) war es zunächst sehr schwer, den Arbeitsrhythmus wieder zu finden, den Faden neu aufzunehmen und die Arbeit konzentriert zu Ende zu bringen.
Nun steht also der Start ins Berufsleben bevor. A. hatte sich auf eine Stelle beworben, die von der Ausschreibung her ihren Vorstellungen und Neigungen entsprach und war zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen worden. In der Nacht vor dem Gespräch konnte ich nicht schlafen, viele Gedanken gingen mir durch den Kopf und irgendwann begann ich für meine Tochter zu beten. Gestern Mittag rief sie an, zuversichtlich, voller Optimismus, sie hatte ein gutes Gefühl und sagte, man wolle sie am nächsten Tag benachrichtigen, ob sie die Stelle bekäme oder nicht. Drei Stunden später rief sie erneut an: „Mutti, stell dir vor, ich habe die Stelle. Gerade hat mich das Büro angerufen, ich soll morgen schon an der Teamsitzung teilnehmen und werde am Montag anfangen!“ Natürlich freute ich mich mit ihr und war froh und dankbar.
Aber ich war geradezu sprachlos als ich am späten Nachmittag die „Losung“ für den gestrigen Tag wahrnahm, die ich in der Hektik des Morgens noch nicht in Ruhe gelesen hatte:
„Christus spricht: Was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun, damit der Vater verherrlicht werde im Sohn.“ Johannes 14,13
Und ich musste an mein nächtliches Gebet denken und daran, wie sehr meine Tochter in all den letzten Wochen und Monaten ihr Vertrauen auf Gott gesetzt hatte und voller Zuversicht war, dass Gott ihr nahe sein und sie leiten würde bei den nächsten Schritten ihres Weges…
Sagt Gott Dank alle Zeit für alles!
Berührend stark … 7. Februar, 2010
Posted by Rika in aktuell.Tags: gesellschaft
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Eigentlich bin ich es, die in unserer Familie die Todesanzeigen in der Zeitung liest – eine schon jahrelang geübte Gewohnheit.
Gestern war es der Liebste, der die Anzeigen schon gelesen hatte. „Ein großer alter Mann ist gestorben, du hast ihn auch gekannt, hast mal mit ihm gelernt“, teilte er mir gestern mit – und ich wusste sofort, wen er meinte.
Als ich ihm vor vielen Jahren zum ersten Mal begegnete, hatte ich überhaupt keine Ahnung, wer mich so freundlich in meiner neuen Lerngruppe begrüßte. Er war ein netter, schon nicht mehr ganz junger, freundlicher weißhaariger Herr. „Ich bin Erich“ sagte er. Unsere Gruppe, zu der auch seine Frau gehörte, traf sich einmal wöchentlich zum Hebräisch Lernen, anfangs in der Wohnung unseres Lehrers Tuvi, später im Jugendzentrum der jüdischen Gemeinde und noch später in seinem (und ihrem) Haus. Natürlich stand das Lernen im Mittelpunkt der Treffen, es ergaben sich aber immer wieder interessante Gespräche über aktuelle politische und gesellschaftliche Themen, über Gott und die Welt und ich bewunderte die differenzierten und weisen Ansichten meines „Mitschülers“. Und so erzählte ich nach der einen oder anderen Hebräischstunde auch meinem Mann von dem, was uns neben dem Hebräischen so bewegte und irgendwann wurde er aufmerksam, stutzte und fragte nach, als ich den Namen ins Spiel brachte: Erich Wulf . Einer seiner Professoren in Gießen hatte so geheißen, der hatte ihn damals im Examen geprüft und mein Mann wusste auch, dass Prof. Dr. Erich Wulf wenig später an die MHH nach Hannover gegangen war…
Zuletzt sind wir Erich Wulff bei einer Lesung im „Carmel Wintergarten“ begegnet, er stellte sein Buch vor:
„Irrfahrten – Autobiographie eines Psychiaters“
Welch ein Leben, welch eine berufliche und politische „Mission“ – berührend und stark .
Doch so unspektakulär menschlich und berührend Erich in der persönlichen Begegnung war und wirkte, so bahnbrechend und nachhaltig war seine Arbeit und seine Leistung für die Reform der Psychiatrie.
Am 31. Januar 2010 ist Prof. Dr. Erich Wulff (geboren am 6. 11. 1926 in Tallin) in Paris gestorben.
Ich denke an ihn mit Bewunderung – dankbar.
Aus der Seele gesprochen…. 3. Februar, 2010
Posted by Rika in islam, lesen.Tags: islam
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leute, die hier regelmäßig lesen, haben es sicher schon bemerkt: himmel und erde beschäftigt sich in den letzten monaten nicht so sehr mit dem genüsslichen aus küche oder keller oder mit den schönen dingen des lebens, selbst familie und beruf finden hier nur noch einen geringen wiederhall und auch die eigenen religiösen basics werden in letzter Zeit sträflich vernachlässigt – sogar Israel, das die ganz große liebe ist, spielt nur eine nebenrolle -, himmel und erde „geht schwanger“ oder liegt sogar schon in wehen mit einem schwierigen thema: islam
nicht, weil es gerad hip ist oder weil ich mich als expertin empfinde und nun mit belehrendem eifer meine mitmenschen „missionieren“ will (würde der liebste gatte sagen, das sagt er immer, wenn er den eindruck hat, ich wolle alle welt von meinen ansichten überzeugen… 😉 …)
nein, ich will nicht missionieren, nicht überzeugen oder auch nur überreden, will nicht polemisieren – obwohl sich manches von dem, was ich schreibe, schon so anhört… es liegt mir auf der seele, dieses schwierige thema.
und es verstört mich, dass man (ja, ich meine auch mich selbst!) nicht dazu stellung nehmen kann, ohne gefahr zu laufen, in unliebsame ecken gestellt zu werden, sofern man nicht ausdrücklich und explizit und vor allem nahezu kritiklos muslime und muslimische migranten, den koran, mohammed in seiner güte und allah in seiner weisheit als ganzes und der einfachheit halber vollständig und grundsätzlich anerkennt und beteuert, dass islamismus mit islam nichts, aber auch nicht das geringst zu tun habe.
heute habe ich einen artikel gelesen – bin über achgut dazu gekommen – der mir aus der seele spricht:
„Für die Muslime – gegen den Islam
von Frank A. Meyer“
Herr Meyer spricht interessante vergleiche und sachverhalte an, die man unbedingt lesen sollte:
z.b.:
„In der Schweiz hat eine Gruppe Intellektueller das Minarettverbot als Ausdruck „einer latenten Infektion“ bezeichnet. Sie zitierte dabei ostentativ aus dem Vorwort des Schriftstellers und Auschwitzüberlebenden Primo Levi zu „Ist das ein Mensch?“ – und rückte die Minarettgegner damit in die Nähe von Nazis und Holocaust.
Auch die militanten deutschen Islamfunktionäre missbrauchen die deutsche Geschichte: In perfider Gleichsetzung mit dem „Zentralrat der Juden in Deutschland“ nennen sie ihren Zusammenschluss „Zentralrat der Muslime in Deutschland“.
Antiislamismus gleich Antisemitismus – eine wahrhaft demagogische Gleichung!“
und in der zusammenfassung hat es mir dieser satz besonders angetan:
„Es ist also an der Zeit, die Muslime willkommen zu heißen. Und mit dem Kotau vor dem Islam Schluss zu machen.“
besser kann man es nicht sagen!