jump to navigation

Wir können es nicht ermessen … 6. Mai, 2024

Posted by Rika in aktuell.
trackback

Wir hier in Deutschland können es wohl nie ganz ermessen, was der Yom HaShoah in Israel bedeutet, nehmen doch die meisten (nichtjüdischen) Deutschen kaum Notiz von den Gedenktagen, die an den Holocaust und an die Pogromnacht vom 9. / 10. November 1938 erinnern. Würden nicht in den Nachrichtensendungen über Kranzniederlegungen durch Politiker und Gedenkreden im Bundestag berichtet, gingen diese Tage unbeachtet vorüber. Nicht so in Israel.

Der Gedenktag für die Opfer des Holocaust – Yom HaShoah – beginnt, wie alle Tage, mit dem Anbruch des Abends des „Vortags“, also in diesem Jahr am 5. Mai. (Gemäß der Erzählung der Schöpfungsgeschichte … „und es ward Abend und es ward Morgen, erster Tag“ beginnen alle Tage des jüdischen Kalenders mit dem Sonnenuntergang, dauern also von Abend zu Abend. Für Touristen in Israel wird das besonders am Schabbat deutlich.)

Am Vormittag des Gedenktages für die Opfer des Holocausts (heute am 6. Mai) schrillen um 10.00 Uhr in ganz Israel zwei Minuten lang die Sirenen – und das Land steht still. Alle Autos auf den Straßen halten an, die Fahrer steigen (meistens) aus und bleiben, wie auch alle Leute, die zu Fuß unterwegs sind, während des Sirenentons stehen.

Wie mag es den Israelis in diesem Jahr zumute sein, angesichts des furchtbaren Massakers, mit dem die palästinensische HAMAS das Land am 7. Oktober 2023 überfiel, mehr als eintausendeinhundert Zivilisten auf grausamste Weise tötete und mehr als zweihundert Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppte? Haben wir hier in Deutschland überhaupt ein Gespür für die Ungeheuerlichkeit des Verbrechens und für die Folgen, unter denen das ganze Land leidet?

Es war der größte Massenmord an Juden seit der Shoah, seit dem Holocaust, der von Deutschen und der Führung der Nationalsozialisten angestrengt, geplant und durchgeführt wurde – grausam, zielstrebig, bestens organisiert unter der Einbeziehung militärischer Organisationen wie Waffen-SS und Wehrmacht, zivilen Personen von Architekten und Erbauern der Konzentrations- und Vernichtungslager über die Schergen, die die Juden aus ihren Häusern holten und zu den Sammelplätzen brachten, den Lokführern der Züge, die die Juden aus allen von Deutschland besetzten Gebieten Europas der Vernichtung zuführten bis zu dem Wachpersonal in den Lagern. Nicht zu vergessen, die Nachbarn, die Juden verrieten oder diejenigen, die an der „Arisierung“ jüdischer Geschäfte verdienten oder sich jüdisches Eigentum zum eigenen Vorteil aneigneten.

6 Millionen Juden wurden ermordet, die Überlebenden des von Deutschen angerichteten Massenmords waren schwer traumatisiert, nicht allen gelang es, unter den Bedingungen des Erlebten ein „normales Leben danach“ zu führen.

Heute, an diesem traurigsten Tag, gedenken die inzwischen alt gewordenen Überlebenden des NAZI-Terrors gemeinsam mit den Überlebenden des HAMAS-Terrors und allen Angehörigen und dem ganzen Land der Opfer und der Toten.

ISRAEL – Land der Verheißung und Land der Zuflucht für alle Juden weltweit. Israel steht mit dem Rücken zur Wand, seine Feinde sind zahlreich und mächtig – aber ich denke heute an den Blick, der sich in Yad Vaschem dem Besucher des Holocaust-Museums bietet, wenn er am Ende des langen Wegs durch das Dunkel und den Schrecken der Geschichte der Shoah im Hellen vor einer großen Scheibe steht und auf Jerusalem blickt.

Ja, heute ist der Tag des Gedenkens und der Trauer, aber dennoch steht über allem:

AM ISRAEL CHAI  

Kommentare»

No comments yet — be the first.

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..