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welch eine frage … ! 25. Juli, 2007

Posted by Rika in meine persönliche presseschau.
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„Was hat das Christentum mit dem NT zu tun?“

fragt ein Mann im Forum HaGalils, der sich schon lange mit dem Giur beschäftigt.Er fragt nicht aus Unwissenheit oder aus reiner Wissbegierde.

Er fragt, um zu einer Antwort heraus zu fordern. Er lässt durchblicken, dass er – obwohl mit christlichen Dingen in seiner Jugend vertraut – dem Christentum nicht traut, dass er es für eine gotteslästerliche Religion hält, die sich, so sein Vorwurf, noch dazu mit jüdischen Anteilen schmückt, ohne jedoch sich an die jüdischen Gesetze, die ja im Tanach nachzulesen sind, zu halten.

Wie aber kann ich mit einem Menschen über Christentum reden, wenn er von vornherein voller Empörung und Ablehnung ist?

Wie kann ich mit einem Menschen über Christentum reden, wenn meine Erklärungen ihm wie Mission vorkommen müssen, Judenmission noch dazu!

Und wie sollte das in einem jüdischen Forum geschehen können, ohne die jüdischen Leser mit dem zu brüskieren, was für sie blasphemisch, für mich aber Gottes Wort ist?

Darum habe ich die Antwort hierher verlegt, in meinen Blog. Aber auch hier geht es mir darum, die jüdischen Leser nicht zu verletzen.

Wie nun also reden über Christentum?

Christentum – diese doch so gar nicht als Einheit zu erfahrende Vielfalt gläubiger Menschen, die sehr unterschiedlichen Kirchen, christlichen Gemeinschaften oder kirchlichen Institutionen angehören, dabei sehr persönliche Frömmigkeitsstile pflegen und sich mitunter gegenseitig gar nicht so recht das Christsein zubilligen.

Der Papst reklamiert den Anspruch für die katholische Kirche, allein DIE Kirche zu sein – und klammert damit die vielen Millionen evangelischen Christen verschiedener Denominationen aus.

Freikirchlich sozialisiert und vom „Geist der Brüdergemeinden“ geprägt, beanstande ich gerade diesen Anspruch des Papstes und – noch vielmehr – ich spreche ihm ab, Stellvertreter Christi zu sein. Nach meinem Verständnis gibt es für Christen keine Stellvertreter oder Mittler zwischen den Menschen und Gott.

Und dennoch betrachte ich den Papst als meinen „Bruder in Christo“, wie ich alle Menschen, die sich zu Jesus Christus als den Sohn Gottes bekennen, als Schwestern und Brüder der gleichen Gemeinde Jesu ansehe. Jesus, Gott selbst ist der HERR dieser Gemeinde. Diese Zugehörigkeit zu der Gemeinde Jesu, die mehr ist als eine kirchliche Institution, ist die gemeinsame Basis.

Ist das Christentum?

Beantwortet das auch nur ansatzweise die Frage?

Ja und nein.

Ja, weil das Bekenntnis zu Christus die gemeinsame Basis ist, die für alle, die sich Christen nennen, verbindlich ist.

Nein, weil damit weder die Anfänge des Christentums, noch seine Geschichte oder Vielfalt hinreichend erklärt ist, von theologischen Ansätzen, unterschiedlichen Betrachtungen und Bewertungen ganz zu schweigen.

Und was hat das alles mit dem Neuen Testament zu tun? wollte der Frager bei HaGalil wissen.

Das Neue Testament bezeugt in den vier Evangelien das Leben und Wirken, den Tod und die Auferstehung Jesu – nicht im Sinne einer historisch korrekten Auflistung oder einer chronologischen Berichterstattung, aber mit sehr unterschiedlichen Schwerpunkten. Die „Autoren“ der Evangelien bezeugen Jesus aus ihrem ureigenen Verständnis und berücksichtigten dabei gleichzeitig die doch sehr verschiedenen Vorkenntnisse der unterschiedlichen Zuhörerkreise.

Es zeigt in der Apostelgeschichte, wie Menschen unter dem Eindruck dieses Jesus davon inspiriert waren, ihr Leben in seinem Sinne zu führen, ihm „nachzufolgen“ wie man das bis heute nennt …. und dabei manches Ungemach bis zur Verfolgung und Tod auf sich nahmen, um das, was sie als Offenbarung Gottes in Jesus Christus erkannt hatten, weiter zu sagen und anderen Menschen davon zu berichten, weil sie es für so existentiell wichtig hielten, lebensfördernd und über den Tod hinausweisend, von Gott gewollt.

In den Briefen schließlich geben Paulus, Petrus, Johannes, Jakobus und Judas darüber Auskunft und geistlichen Rat, wie das, was Jesus lehrte und mit seinem Leben, Sterben und Auferstehen bewirkte, sich im alltäglichen Leben der noch jungen Gemeinden und ihrer einzelnen Mitglieder auswirken und wiederfinden kann. Wir lesen, dass die Gemeinden zunächst aus „Judenchristen “ bestanden, Menschen also, die im Judentum der damaligen Zeit aufgewachsen waren, die die Gebote kannten und vermutlich auch weitgehend einhielten. Doch auch immer mehr Nichtjuden, die von Gott bis dahin nicht oder nur wenig wussten und dem griechisch-römischen Kulturkreis angehörten, wurden von der Lehre Jesu angesprochen und ließen sich der Weisung gemäß taufen. Das Zusammenleben der „Christen aus den Völkern“ mit denen aus „den Juden“ war nicht immer leicht – und schon damals wurde deutlich, dass Menschen unterschiedlicher Auffassung waren über die eine oder andere Vorschrift.Was sie aber dennoch einte, war der Glaube an Jesus, den Christus, den Sohn Gottes.

Und schließlich beschäftigt sich die Offenbarung in einer großartigen und nicht leicht zu verstehenden Vision mit den „letzten Dingen“ der Menschheit. Dies ist das wohl am schwersten zu verstehende Buch der Bibel und es gibt weisere Leute als mich, die sich damit wieder und wieder beschäftigen und unsere Zeit in einen geistlichen Zusammenhang stellen mit den dort beschriebenen Situationen und Ereignissen.

Ich weiß, dass dies eine sehr oberflächliche Annäherung an die Frage ist. Ich habe bewusst darauf verzichtet, hier schon weitere Erklärungen zu typischen Begriffen wie Sünde, Vergebung, Erlösung, Auferstehung zu geben, die Frage der Trinität aufzugreifen, auf die Ewigkeitserwartung einzugehen oder theologische Aspekte einzubeziehen und Literaturverweise zu geben.

Ich rede – wie ich es ja in meinem „ani“ ankündige – von mir und meinem Verständnis und das doch differenzierter ist, als es hier sichtbar wird. Ich bleibe aber zunächst bei dieser sehr allgemeinen Antwort auf eine Frage, über die sich viel klügere Leute als ich schon den Kopf zerbrochen haben.

Vielleicht später dazu mehr.