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olympia … nein, danke …? 10. April, 2008

Posted by Rika in meine persönliche presseschau.
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ich weiß es noch ganz genau wann mich das olympiafieber ergriff. im spätsommer 1960 war es. zu der zeit war ich fahrschülerin, d.h., ich besuchte die schule im nachbarort und da die züge nur dreimal täglich fuhren, blieb ich immer bei einer meiner mitschülerinnen, wenn wir nachmittags noch eine veranstaltung hatten oder anschließend noch viel zeit für meinen zug war.

ich saß also bei irmgart im wohnzimmer, der fernseher lief … so etwas aufregendes! das gab es bei uns zu hause noch nicht … schwarz-weiße bilder flimmerten über den bildschirm … olympische spiele in rom!

100-meterlauf der männer … ein deutscher mit am start … armin harry (das er zur damaligen zeit das enfant terrible der deutschen leichtathleten war, wußte ich noch nicht, dazu war ich noch zu jung mit meinen beinahe 11 jahren, und die unrühmlichen jahre armin harrys lagen noch in weiter zukunft).

start!

wie schnell die 100 m durchlaufen sind! kaum zeit für herzklopfen!

harry gewinnt in 10,2 sekunden !

es war der beginn meiner langen und großen liebe für olympia!

zu weihnachten wünschte ich mir ein „olympiabuch“ – und bekam auch eines, „Olympische Spiele 1960“ geschrieben von dem unvergessenen Heinz Maegerlein!

ich las mit heißem herzen und roten ohren von penny pitou und heidi biebel, von georg thoma, manfred schnelldorfer, marika kilius und hansjürgen bäumler (dem traumpaar schlechthin!), von wilma rudolph, otis davis, birkila abebe und dave sime, dem deutschlandachter, ingrid krämer, helmut recknagel und carl kaufmann …

so nebenbei erfuhr ich, dass „wir“ eine gesamtdeutsche mannschaft waren, damals interessierte mich das aber wenig, war doch die ddr noch die „sogenannte“ und hieß im übrigen eigentlich „ostzone“, wurde regelmäßig in der weihnachtszeit mit in den fenstern leuchtenden kerzen mitfühlend bedacht und dort lebende freunde und verwandte mit päckchen und paketen versorgt … und auch die mauer war noch nicht gebaut und die teilung deutschlands noch nicht so überdeutlich, offensichtlich und unüberwindbar!

ich habe alle olympischen spiele seither mit großem interesse und begeisterung verfolgt …

aber wie allen großen lieben, so blieb auch dieser der wandel und krisenzeiten nicht erspart … der phase der idealisierung und leidenschaftlichen verklärung, folgte die der abkühlung, verbunden mit nüchterner analyse und ruhiger bestandsaufnahme … und diese ging in kritische distanz und – mit zunehmender enttäuschung – in frustration und abkehr über …

sperrung von athleten (karl schranz – ungerecht!!) wegen unerlaubter werbung (heute ist werbung ALLES!) schmiergelder, uneindeutiger genus von athleten (irina oder tamara press?), politisch zweifelhafte bedingungen, boykott, staatsknete für im staatlichen auftrag gedopte topathleten, big money für heimlich gedopte topathleten, kinderturnerinnen, ränkespiele und seltsame machenschaften, fernsehübertragungen bestimmen wettbewerbzeiten … riesen-riesengeschäft olympia

und nun china!

ende einer großen liebe … scheidung …

olympia, nein danke!